Triumphaler Wahlsieg in Birma und Luc Bessons 'The Lady'
03.04.2012
Ab Donnerstag, den 5. April, ist The Lady - Ein geteiltes Herz (Frankreich/Großbritannien 2011) bundesweit auf der großen Leinwand zu sehen. Aktueller kann ein Kinostart kaum sein. So berichtet der deutsche Lizenzinhaber Universum Film:
"Am vergangenen Wochenende wurde Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi nach mehr als 22 Jahren Widerstand gegen die Militärgewalt in Birma triumphal ins Parlament gewählt. Ihre Oppositionspartei NDL, die National League for Democracy, gewann in den Nachwahlen 42 der zu vergebenden 45 Sitze. Zwar hält das Militär immer noch 80 Prozent aller Sitze, doch die Wahl hat hohen symbolischen Wert: Erstmalig durfte sich Aung San Suu Kyi, die jahrelang unter Hausarrest stand und als Dissidentin verfolgt wurde, den Wählern stellen. Ihr Sieg gilt als wichtiger Test für die nächsten Parlamentswahlen in drei Jahren, bei denen eine Kandidatur von Aung San Suu Kyi als Präsidentin nun nicht mehr ausgeschlossen ist. In großen Teilen Asiens wird sie als Nationalheldin verehrt, in Europa ist Aung San Suu Kyi als unermüdliche Kämpferin für Demokratie in ihrem Heimatland Birma bekannt."
Ab dem 5. April eröffnet Luc Besson mit seinem ergreifenden Biopic The Lady nun einen faszinierenden Blick in das private wie politische Leben Suu Kyis. Mit einer großartigen Michelle Yeoh in der Hauptrolle entstand eine bewegende Hommage an eine der wichtigsten Frauen unserer Zeitgeschichte.
Aung San Suu Kyi: "Wir müssen alle zusammenarbeiten. Etwas so Bedeutendes wie die Demokratisierung eines Landes kann ein Mensch allein nicht bewerkstelligen."
Die Amnesty International Mitarbeiterinnen Maja Liebing und Verena Harpe berichten zum Film: "Mit The Lady wollte Luc Besson einen Beitrag dazu leisten, Aung San Suu Kyis Freilassung zu beschleunigen.
Doch als sich die Dreharbeiten gerade in der Endphase befanden, wurde sie im November 2010 überraschend nach insgesamt 15 Jahren Hausarrest freigelassen. (...) Auch entließ die Regierung in den letzten Monaten mehrfach politische Gefangene und begann Friedensgespräche mit ethnischen Minderheiten.
Ist The Lady mit diesen Entwicklungen überflüssig geworden? Nein, im Gegenteil – in Myanmar wurde eine Entwicklung begonnen, die zu einer Verbesserung der Menschenrechtslage führen kann. Dies ist jedoch kein Automatismus. Damit diese Chance genutzt werden kann, ist die Aufmerksamkeit und der Druck der Weltöffentlichkeit notwendiger denn je.
The Lady zeigt eindrücklich nicht nur Aung San Suu Kyis persönliches Schicksal, sondern auch das Schicksal eines Landes, das jahrzehntelang von einer brutalen Militärregierung regiert wurde. Der Film zeigt, wie Aufständische niedergeschossen werden, wie die Anführer der Studentenproteste, Oppositionspolitiker und Regimekritiker inhaftiert und misshandelt werden, wie die Armee brutal gegen die ethnischen Minderheiten vorgeht.
Dem Zuschauer wird klar, dass ein Land eine solch traumatische Vergangenheit nicht über Nacht hinter sich lässt. Tatsächlich gehört Myanmar auch heute noch zu den Ländern mit der problematischsten Menschenrechtslage weltweit. Eine Tatsache, die aus der vorsichtig-euphorischen Berichterstattung der heutigen Tage nicht immer klar wird."
Amnesty International und der UN-Sonderberichterstatter für Myanmar fordern daher "eine internationale, unabhängige Untersuchung der Menschenrechtsverletzungen im Land. Bisher sind in Myanmar keine Fortschritte erzielt worden, die nicht schnell wieder rückgängig zu machen wären. Die Friedensgespräche mit den ethnischen Minderheiten werden sich daran messen lassen müssen, ob sie zu einer Beendigung der Menschenrechtsverletzungen an Zivilisten führen. (...) Auf dem Weg zu Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und der Achtung der Menschenrechte hat Myanmar noch viele Hürden zu überwinden. The Lady kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten, das Interesse der Weltöffentlichkeit auf diese Herausforderungen zu lenken."
Aung San Suu Kyi: "Es ist wichtig, dass die Menschen sehen, was in diesem Land wirklich vor sich geht."
Diese Geschichte erzählt der Film: Ende der achtziger Jahre lebt Aung San Suu Kyi (Michelle Yeoh) mit ihrem Ehemann, dem britischen Wissenschaftler Michael Aris (David Thewlis), und den beiden Söhnen glücklich in Oxford/England. Der Schlaganfall ihrer Mutter lässt sie in ihr Heimatland Birma zurückkehren, das gerade von schweren Unruhen erschüttert wird. Regimegegner bitten Suu Kyi, die als Tochter eines Volkshelden sehr populär ist, den Vorsitz der neu gegründeten Partei für ein demokratisches Birma zu übernehmen. Trotz Drohungen und Gewalt gegen sich und ihre Anhänger führt Suu Kyi einen unermüdlichen Wahlkampf und gewinnt.
Die Militärs erkennen den Sieg jedoch nicht an und stellen Suu Kyi unter Hausarrest. Der Kontakt zu ihrem geliebten Mann und den Kindern ist schlagartig auf ein Minimum beschränkt, bald wird er komplett verboten. In England versucht Michael Aris derweil Suu Kyis Friedensbemühungen voranzutreiben und auf das Schicksal seiner Frau und ihres Heimatlandes aufmerksam zu machen. Mit Erfolg: 1991 erhält sie den Friedensnobelpreis. Als dann aber ihr Mann erkrankt, muss Suu Kyi eine schier unmögliche Entscheidung treffen: Sie dürfte nach England ausreisen, doch anschließend nie wieder nach Birma zurück. Der Kampf um die Freiheit eines Volkes steht plötzlich dem Wunsch nach persönlichem Glück gegenüber...
Aung San Suu Kyi: "Es entspricht nicht der menschlichen Natur, Unterdrückung zu lieben."
The Lady - Ein geteiltes Herz, die außergewöhnliche Lebensgeschichte der Freiheitskämpferin und Friedensnobelpreisträgerin und ihres Mannes - ein Paar, das sein persönliches Glück dem friedlichen Kampf um Gerechtigkeit und Demokratie unterordnete.
Regisseur Luc Besson (siehe unten: seine chronologische Filmographie im Verleihprogramm) offenbart hier erneut die ganze Bandbreite seines Könnens und präsentiert mit The Lady einen sensiblen wie berührenden Film, ebenso episch wie dramatisch.
'The Lady - Ein geteiltes Herz' erzählt die außergewöhnliche Lebensgeschichte der Freiheitskämpferin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi und ihres Mannes Michael Aris - ein Paar, das sein persönliches Glück dem friedlichen Kampf um Gerechtigkeit... mehr »
Produktion:
2011
Medien:
DVD, Blu-ray, Stream
Freigabe:
FSK 12
Bewertung:
Über den Regisseur Luc Besson
Geboren am 18. März 1959 in Paris, verbrachte Luc Besson seine Kindheit mit den Eltern, die als Tauchlehrer beim Club Méditerranée arbeiten, am Mittelmeer und auf Inseln rund um den Globus. Eigentlich wollte er in ihren Fußstapfen folgen, doch ein Tauchunfall machte diesen Traum zunichte. Der junge Luc gab daraufhin seiner zweiten Leidenschaft nach und wendet sich dem Kino zu. Nach verschiedenen Praktika an Filmsets avanciert er bei 'Le grand carnaval' (Frankreich/Tunesien 1983) von Alexandre Arcady (1985: Der Boss, 2003: Break of Dawn) zum Regisseur der zweiten Crew.
1983 inszeniert Besson mit Der letzte Kampf seinen ersten eigenen Spielfilm und wird dafür auf Anhieb beim Festival des Fantastischen Films in Avoriaz ausgezeichnet. Zwei Jahre später arbeitet der Novize bereits mit den wahrscheinlich größten Stars ihrer Zeit, Isabelle Adjani und Christopher Lambert: Subway wird mit drei Césars ausgezeichnet und etabliert Luc Besson als einen der wichtigsten Regisseure Frankreichs. Mit seinem nächsten Film The Big Blue - Im Rausch der Tiefe darf er 1988 die Filmfestspiele von Cannes eröffnen, doch die Weltpremiere erweist sich als Kritikerfiasko. Nichtsdestotrotz wird der Film von zehn Millionen Franzosen gesehen und entwickelt sich zum gesellschaftlichen Phänomen. Auch seine folgenden Filme wie Nikita (Frankreich/Italien 1989) und Léon - Der Profi (Frankreich/USA 1994) stoßen bei der Kritik auf wenig Gegenliebe, dafür auf umso mehr Begeisterung beim Publikum. 1995 dreht er den Science-Fiction-Film Das fünfte Element mit Bruce Willis und Milla Jovovich und landet damit einen weltweiten Erfolg. Eine César-Nominierung als bester Regisseur erhält Luc Besson 1999 für Johanna von Orleans, dessen Titelrolle er erneut mit seiner damaligen Freundin Milla Jovovich besetzt.
Als er 2000 zum Juryvorsitzenden in Cannes berufen wird, als jüngster Präsident in der Geschichte des Festivals, markiert das den Beginn einer fünfjährigen Periode, in der er sich ausschließlich der Produktion widmet und die von ihm gegründete EuropaCorp zum wahrscheinlich bedeutendsten Studio Europas ausbaut - u.a. mit den erfolgreichen Taxi (1998/2000/2003/2007) und Transporter (2002/2005/2008) Reihen sowie I Love You Phillip Morris (Frankreich/USA 2009), From Paris with Love (Frankreich 2010) und 96 Hours (Frankreich/USA 2008) mit Liam Neeson, der als erfolgreichster französischer Film in den USA gilt.
Neben seiner Arbeit als Regisseur und Produzent dreht Luc Besson regelmäßig Werbespots und Videoclips, u.a. mit französischen Superstars der Musikszene wie Mylene Farmer, außerdem hat er mehr als zwanzig Drehbücher geschrieben, die von anderen Regisseuren verfilmt wurden. Derzeit plant er einen Science-Fiction-Film, den er als Mischung aus Léon - Der Profi,Nikita und Das fünfte Element beschreibt, Angelina Jolie soll darin die Hauptrolle spielen (rechts: Angelina Jolie und Luc Besson auf der 'The Lady' Premiere).